User alder Schopp

Im Garten meines Opas war ein "Schopp". Schuppen würen die Gebildeten sagen. Dieses Gebilde war für mich als Kind eine wundersame Sammlung von exotischen Relikten. Ein Museum voll von unbekannten, antiken Austellungsstücken. Man konnte es erreichen durch den Hühnerstall. Der Hühnerstall war selbst ein Teil des "Schopps".

Im Schopp lagerten Artefakte aus einer lang vergangenen Zeit. Eine verrostete Egge. Gipseier für die Hennen. Lederutensilien von Ferdi. Ferdi, dem Pferd, das mein Opa Franz vor für mich unvorstellbar langer Zeit einmal besass. Zwei oder drei Krummets, Hufnägel und Hufeisen. Alles Sachen, die heute verschwunden sind.

Und dann gab es noch den verbotenen Bereich! Auf den Dachboden durfte keiner. Dafür gab es auch einen guten Grund und der hatte mit dem Fehltritt meines Vaters zu tun.

Mein Vater, der Bude Ernst, hatte meine Mutter, die Bonner Maria, geheiratet. Das geschah im Jahr 1948 - kurz bevor mein Bruder Franz zur Welt kam - ein Fümfmonatskind. Ernst war aus einem relativ wohlbegütertem Haus, hatte bedingt durch die Heirat jetzt auch die Pflicht seinem Schwiegervater Franz bei den täglichen Geschäften zur Seite zu stehen.

Opa Franz war durch seine Erfahrungen und Schicksalschläge ein sparsamer Mann geworden. So war auch der "Schopp" ein Gebäude, das mehr auf der Vermeidung von Kosten, als auf baustatische Aspekte aufgebaut war. Ein Teil der Sparmassnahmen war, dass der Dachboden nicht "dicht" war. Das heisst, es lag nicht eine Holzplanke neben der anderen, sondern zwischen den Planken waren beachtliche Lückent. Diese Lücken waren, um die begrenzten Mittel zu verdecken, ebenfalls verdeckt, und zwar mit Heu.

Mein Vater, der nun zwar um die begrenzten Mittel meines Opas wusste, aber leider nicht um die Heuverdeckung, stieg so eines Samstagagabends de Leiter zum Dachboden hoch um .... Er schritt über den scheinbar sicheren Boden. Und plötzlich ging es abwärts. Ernst hatte eine der verdeckten Lücken getroffen. Wie es so kommen muss war die Landung nicht weich sondern er landete auf der eisernen Egge! Resultat Krankenschein. Ansonsten war der Ernst in seinen 40 Dienstjahren bei der Post keinen einzigen Tag krankgeschrieben.